Der Austausch mit einem Sparringpartner beginnt beim Zuhören. Lesen Sie mehr…
Im Sparring wird von den Erlebnissen, Erfolgen und Misserfolgen, vom Know-How und dem direkten Feedback des Gesprächspartners profitiert. Es geht nicht um Ratschläge oder Empfehlungen – diese können wir erteilen oder selbst erhalten, doch das Sparring lebt erst von der Auseinandersetzung mit dem Gegenüber, seinen Gedanken und seinen Meinungen mit der eigenen inneren Haltung, auf Augenhöhe zu sein.
Der Dialog eignet sich meiner Meinung nach am besten für das Sparring. Über die Form des Dialogs habe ich bereits in einem Beitrag geschrieben. Und auch dazu brauche ich das Werkzeug des aktiven Zuhörens.
Gesagt heißt nicht unbedingt gehört. Gehört heißt nicht unbedingt verstanden.
Zuhören fällt oftmals gar nicht so leicht. Denn Zuhören bedeutet die ungeteilte Aufmerksamkeit schenken. Aktives Zuhören schließt die emotionale Ebene, nonverbale Äußerungen und ein prinzipielles Wohlwollen ein.
Und wenn wir in unserer Mitte sind, können wir mit unseren Gesprächspartnern ganz anders umgehen. Wir erkennen die Nützlichkeit von gegensätzlichen Meinungen. Bei Ruhe, Gelassenheit und Souveränität können wir ausgewählte Äußerungen treffen. Die Kenntnis der eigenen Konflikthaftigkeit und der inneren Abwehrmechanismen hilft uns bei der Methode des Beobachtens der eigenen Gedanken beim Zuhören.
Die eigenen Gedanken beobachten beim (Zu)hören
Eine sehr wirkungsvolle Methode, das aktive Zuhören zu üben und zu erlernen, ist die Beobachtung der eigenen Reaktionen auf das Gesagte des Gegenübers. Ich lade Sie ein, dies zu probieren. Jedes Gespräch, sei es auch nur zufällig entstanden, kann zur Beobachtung der eigenen Gedanken dienen:
1. Gedanken beobachten
In einem ersten Schritt versuchen Sie bei einer Erzählung eines Gesprächspartners zu beobachten, welche Gedanken Ihnen kommen. Sprechen Sie diese Gedanken nicht gleich aus, sondern versuchen Sie einfach zu beobachten, welche Gedanken kommen und lassen sie diese stehen. Das ist gar nicht so einfach, denn oft kommt ein Feuerwerk an eigenen Gedanken und Ideen und Sie sollen ja weiterhin aufmerksam ihrem Gegenüber zuhören. Bleiben Sie beim Beobachten! Sprechen Sie Ihre Gedanken nicht einfach gedankenlos aus
2. Gehörtes mit eigenen Worten widerholen
Versuchen Sie in einem weiteren Schritt, statt einer Antwort, das Gesagte des Gegenübers mit eigenen Worten zu wiederholen. Konzentrieren Sie sich auf das Wesentliche und holen Sie sich das Feedback ein, ob Sie dies richtig wiedergegeben haben. Halten Sie sich ganz kurz und treffen Sie den Kern des Gesagten. Das kann in vielen Fällen eine Emotion statt einer Realitätsschilderung sein. Lassen Sie dabei wieder die eigenen Gedanken, Meinungen, Ideen weg. Es geht um die Wiederholung des Gehörten ohne Wertung.
3. Gedanken bewusst aussprechen oder sogar bei sich behalten
Versuchen Sie nun ganz bewusst die eigenen Gedanken, die Sie beobachtet haben, zu äußern. Sprudeln Sie nicht einfach mit ihren Gedanken heraus. Viel mehr entscheiden Sie sich ganz punktuell, diese eine Äußerung zu machen. Und als Draufgabe versuchen Sie in einem weiteren Schritt, ganz bewusst einen ihrer Gedanken nicht auszusprechen. Probieren Sie es, auch wenn es ihnen schwer fällt und beobachten Sie sich, was dabei mit ihnen passiert.
4. Die Königsdisziplin – Zuhören ohne eigene Gedanken
Ich habe gehört, dass das Wort „hin-hören“ treffender sei, als „zu-hören“. Nun, in der letzten Stufe dieser Kunst geht es darum, die Fähigkeit zu erreichen, so präsent hinzuhören – das heisst so beim Gegenüber zu sein, ohne dass dabei eigene Gedanken überhaupt kommen. Das klingt gar nicht so einfach und ist es auch nicht.
Meditieren
Wer sich übrigens für Meditation interessiert: hier ein Tipp
Lesen Sie Jon Kabat-Zinn „Die heilende Kraft der Meditation“ oder besuchen Sie die MBSR-Kurse bei Karin Würth http://www.mbsr-training.at MBSR (Minfullness Based Stress Reduction) dient der Stressbewältigung durch Achtsamkeit.
Praktische Hinweise
Und hier noch ein paar praktische Hinweise für ein aktives Zuhören, neben dem Versuch, eigene Gedanken auszuschalten:
Unterbrechen Sie also nur, wenn es notwendig ist! Auch wenn Sie glauben, zu wissen, worum es geht, lassen Sie ihrem gegenüber die Umwege der Erzählung.
Umwege stärken die Ortskenntnis!
Staunen Sie über die Welt des Gegenübers und seien Sie neugierig. Auch aus Ihrer Sicht unwichtige oder uninteressante Teile des Gesprächs können Sie beim nächsten Gespräch erwähnen und das Gegenüber wird dies sehr schätzen. Und Unterbrechungen werden nur toleriert, sobald das Gegenüber Ihnen vertraut.
Denken Sie daran, dass durch einen Austausch mit anderen verschiedene Situationen geistig vorweggenommen werden und sich dadurch die Vielzahl und Differenziertheit der eigenen Aktionsmuster erweitert. Als Sparringpartner schärfen Sie ihren Blick für das Wesentliche und können schwierige Situationen souveräner meistern.